Bitterstoffe
„Man sollte die Dinge essen, die natürlich sind – natürlich für den Menschen.
Obst, Nüsse, Gemüse – iß davon so viel, wie du kannst. Und das Schöne daran ist, daß du nicht mehr davon essen kannst, als du brauchst. Alles, was natürlich ist, gibt dir immer eine Befriedigung, weil es deinen Körper satt macht, weil es dich sättigt.“
Osho: „Heilung - Von der Medizin zur Meditation“, Heyne Verlag, München, 2003, S. 293
Warum sind Bitterstoffe so wertvoll?
Bitterstoffe schmecken bitter. Wir nehmen es bereits auf unserem Zünglein wahr, wenn ein Lebensmittel mit diesen sekundären Pflanzenstoffen noch gut damit ausgestattet ist. Noch, weil viele davon bereits weggezüchtet wurden. Sie sind natürlicherweise Bestandteil vieler Pflanzen, besonders der, die noch keinen Manipulationen und Züchtungen zum Opfer gefallen sind. Pflanzen, die kultiviert wurden, brauchen sich nicht mehr selbst vor Fressfeinden zu schützen, da Pestizide und Insektizide dafür sorgen sollen. Das hat sie schwach gemacht und diese Schwäche wirkt sich auch auf unseren Organismus aus. Wir müssten heute nicht so viel über Bitterstoffe und ihren Nutzen reden, wenn wir daran keinen Mangel hätten.
Natürlich sind Züchtungen nicht generell schlecht. Viele schmackhafte, köstliche Pflanzen haben wir Züchtungen zu verdanken. Viele Pflanzen sind dadurch für uns Menschen erst genießbar geworden.
Pflanzen schützen sich mit Bitterstoffen vor Feinden. Die Bitterstoffe sollen sie ungenießbar machen für die, die sie auffressen wollen. Das Bittere wirkt halt nicht gerade anziehend.
Das ist auch gut so. So können Lebewesen sich vor Vergiftungen schützen. Auch wir Menschen haben so im Laufe der Evolution immer besser herausgefunden, was für uns essbar ist und was nicht. Süß wirkte immer anziehend und bitter eher abstoßend. Das ist auch natürlich. Sind doch Früchte in erster Linie die für uns bestimmte Nahrung. Doch leider sind viele Obstsorten den Züchtungen soweit zum Opfer gefallen, dass sie heute schon oft zu süß schmecken, weil eben natürliche Bitterstoffe, die in Maßen für uns notwendig sind, herausgezüchtet wurden. Auch die Pharmaindustrie weiß um die Wichtigkeit von Bitterstoffen für unsere Gesundheit. Sind sie doch Bestandteil vieler Medikamente. Die Naturheilkunde wendet sie ebenfalls an. Auch Mütter und Großmütter wissen um ihre Bedeutung. Meine Mutter machte jedes Jahr ihren Schwedenbitter. Und ich erinnere mich, dass bei größeren Festen mit fetten Braten hinterher irgendein bitteres Fläschchen gereicht wurde. Bei manchen Leuten stand gleich ein Körbchen mit Fläschchen auf dem Tisch, so dass sich jeder nach Herzenslust bedienen konnte, um Magendrücken und Blähungen zu umgehen.
Bei den Wildkräutern spüren wir die Bitterstoffe besonders intensiv. Sie tun uns gut. Leber und Galle freuen sich besonders über den Löwenzahn, weil es der Reinigung, der Anregung der Gallesaftproduktion und der Regeneration dient. Von Bitterstoffen profitieren gleichzeitig alle anderen Organe mit, denn die Leber, unser größtes Stoffwechselorgan hat Einfluss auf den Zustand unseres Gesamtorganismus. Alle Funktionen hängen letztendlich von ihrem Wohlbefinden ab.
Ist es nun ein Widerspruch, dass wir auf der einen Seite Bitteres essen sollen und auf der anderen Seite sollen wir uns vor bitteren Pflanzen schützen?
Es scheint ein Widerspruch zu sein, denn Bitterstoffe in Pflanzen zeigen auch an, dass sie manchmal einfach noch nicht reif sind und nicht gegessen werden sollten. Andererseits entwickeln gerade viele Wildpflanzen sehr intensive Bitterstoffe mit dem älter werden.
Reif sollte immer sein, dass was wie essen. Auch bei Bitterstoffen gilt ansonsten: "Die Dosis macht das Gift!" Und nicht nur das! Es gibt unterschiedliche Bitterstoffe. Bei manchen genügt eine geringe Dosis, um uns ins Jenseits zu befördern. Andere wirken auf unseren Organismus die Gesundheit und das Wohlbefinden fördernd.
Ich denke dabei an Curcurbitacine. Geschmeckt hat sie vielleicht schon fast jeder. Gurken und Zucchini können diese enthalten, besonders an den Enden der Gemüsefrucht. Bei denen aus dem Supermarkt oder aus dem Bioladen habe ich es noch nicht erlebt. Doch bei Gurken, die selbst im eigenen Garten angebaut wurden schon. Diese Curcurbitacine können ab einer gewissen Dosis tödlich wirken, deshalb sind bittere Gurken und Zucchini zu meiden. Nicht weiter essen. Sie schmecken einfach nicht! Auch Kürbisgewächse gehören dazu.
Es gibt Bitterstoffe, die die meisten Menschen lieben und andere gar nicht.
Man bedenke, wie viele Menschen Kaffee lieben und die Bitterstoffe darin scheinen dafür für sie besonders schmackhaft zu sein. Allerdings ist Kaffee insgesamt alles andere als gesundheitsfördernd. Koffein ist ein Nervengift. Und von Bier kann so mancher auch nicht genug bekommen, aber der Löwenzahn und die Schafgarbe werden verschmäht.
Insgesamt haben Züchtungen und Nahrungsmittelproduktion zu einem Mangel an Bitterstoffen in unserer Ernährung geführt und damit werden letztendlich auch viele gesundheitliche Probleme forciert.
Was sind das nun für natürliche Bitterstoffe und wo stecken sie drin?
Allem voran stehen die Wildkräuter. Sie sind unverfälscht und brauchen viel Kraft, sich vor Feinden zu schützen und so finden wir sie in der Natur reichlich und üppig. Besonders konzentriert finden wir sie beispielsweise in Wegwarte, Schafgarbe, Engelwurz, Löwenzahn, Spitzwegerich, Giersch und Brennnessel.
Doch jede Pflanze bildet sie mehr oder weniger, denn jede versucht sich zu schützen. Niemand will gefressen werden. Einige Beispiele für Bitterstoffe sind:
Artischocken, Chicoree, Kohl und Spinat enthalten Cynarin.
Chicorée, Eisbergsalat, Kopfsalat und Radiccio enthalten Lactucin.
Chicorée, Endiviensalat und Radiccio enthalten Lactucopikrin
Mangold, Roter Bete und Spinat, Kakao enthalten Oxalsäure
Rucola, Kresse, Rettich, Meerrettich, Radieschen, Senf und Kohlgewächse (Rosenkohl, Grünkohl, Spitzkohl, Weißkohl, Rotkohl, Brokkoli, Blumenkohl) enthalten Senfölglycoside
Hülsenfrüchte, Sojabohnen, Erbsen, Linsen, Kichererbsen, Tomaten, Hafer, Quinoa enthalten Saponine.
Das bitterschmeckende Fenchelöl im Fenchel gibt ihm die besonders intensive Note.
Bitterstoffe mögen wir auch in Sprossen, die wir zu Hause bequem selbst züchten können. Ob aus den Samen von Kresse, Grünkohl Brokkoli, Alfalfa und viele mehr schmecken hervorragend in Salaten, zu Suppen, auf Kräcker und wer noch Brot ist, kann sich dieses damit belegen.
Auch Obstsorten enthalten Bitterstoffe. Schmecken können wir sie deutlich bei der Grapefruit oder der Pomelo. Doch auch Zitronen und Orangen enthalten Bitterstoffe.
Bei Gewürzen lieben wir die unterschiedlichen Bitterstoffe. Verleihen sie doch unseren Gerichten eine besondere Geschmacksnote. Beispiele dafür sind Basilikum, Estragon, Ingwer, Kurkuma, Majoran, Oregano, Rosmarin, Salbei, Senf und Thymian,
„Organische Oxalsäure ist eine der wichtigsten Substanzen, die benötigt wird, um den Tonus der Peristaltik aufrechtzuerhalten und sie zu stimulieren…
Oxalsäure in gekochten und verarbeiteten Nahrungsmitteln ist dagegen tot und anorganisch, und insofern ist sie auch gefährlich und auch schädlich. Oxalsäure verbindet sich leicht mit Kalzium. Wenn beide organisch sind, ergibt dies eine konstruktive Verbindung, da die erstere die Aufnahme des letzteren im Verdauungskanal unterstützt und gleichzeitig die Peristaltik im Körper anregt.
Wenn die Oxalsäure durch Kochen oder Verarbeiten der Nahrungsmittel, die sie enthalten, anorganisch geworden ist, bildet diese Säure eine feste Verbindung mit dem Kalzium in anderen Nahrungsmitteln, die während derselben Mahlzeit gegessen werden, und zerstört in beiden den Nährwert. Dies führt zu einem Kalziummangel, der Knochenabbau verursacht. Aus diesem Grund esse ich nie gekochten Spinat oder Spinat aus Dosen."
Dr. Norman W. Walker: „Frische Frucht- und Gemüsesäfte“, Goldmann Verlag, S. 84/85
Wie wirken Bitterstoffe in unserem Organismus?
Bitterstoffe regen den Gallefluss an und optimieren damit die Fettverdauung. So sind Bitterstoffe auch eine gute Hilfe, um abzunehmen und zur Regulation des Cholesterinspiegels.
Bitterstoffe unterstützen die Entgiftung und Regeneration der Leber.
Bitterstoffe regen den Fluss von Verdauungssäften an. So auch den Speichelfluss und die Produktion von Magensäure.
Bitterstoffe regen die Darmtätigkeit an. Je besser die Verdauungssäfte fließen, desto besser kann die Nahrung verwertet werden und die Peristaltik angeregt werden.
Bitterstoffe regen die Bauchspeicheldrüse an, Verdauungssäfte bereitzustellen.
Bitterstoffe können den Appetit stoppen. Ist das nicht wunderbar?
Ein grüner Saft beispielsweise kann den Appetit auf Süßigkeiten zum Stoppen bringen. Vielleicht liegt das daran, dass an das Gehirn ein Signal gesendet wird, das Essen einzustellen. Doch vielleicht hängt es auch mit dem Blut zusammen, dass die Insulinproduktion gestoppt wird. Vielleicht auch daran, dass die Belegzellen des Magens sich angeregt fühlen, mehr Salzsäure zu produzieren. Also bei Heißhunger auf Süßes tut es gut, sich ein paar grüne Kräutlein in den Mund zu stecken oder Bitterstoffe in anderer Form. Also einen grünen Saft zu trinken, lohnt sich. Für solche Notfälle bietet es sich an, ein basisches Kräuterpulver oder ein Grassaftpulver zu Hause zu haben, welches man schnell in Wasser anrühren kann.
Der Verdauungsprozess wird insgesamt von Bitterstoffen positiv beeinflusst. Alles bewegt sich intensiver. Der Darm wird in seiner Arbeit angeregt. Er wird praktisch angeregt, intensiver zu arbeiten. In dem Zusammenhang können auch Schlacken sich von den Darmwänden leichter lösen und Säuren ausgeschieden werden. So können auch die Schleimhäute regenerieren und Entzündungen abklingen. Es können sich wieder leichter gesunde Mikroorganismen ansiedeln. Doch nicht nur der Darm profitiert von der Anregung, Gifte und Säuren auszuscheiden, sondern insgesamt das Körper-Gewebe, wo Schlacken gelöst und abtransportiert werden können. Schließlich wirken diese natürlichen Lebensmittel gleichzeitig basenbildend.
Also, vielleicht bekommt jetzt der eine oder andere Lust, mehr Salate in seinen Essensplan einzubauen. Neben den Bitterstoffen, die verschiedene Salate und Wildkräuter mitbringen, helfen sie mit Ihrem Reichtum an Vitalstoffen, den Organismus zu remineralisieren und neu aufzubauen. Chlorophyll unterstützt die Blutreinigung.
„Ernährung als Schlüssel für Gesundheit stellt eine machtvolle Herausforderung an die konventionelle Medizin dar, die im Wesentlichen auf Medikamenten und Operationen basiert.“
T. Colin Campell, Thomas M. Campell: “China Study -Pflanzenbasierte Ernährung und ihre wissenschaftliche Begründung,
Verlag systemische Medizin, Bad Kötzting, 3. Auflage, 2015, S. 189
Quellen:
https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/lebensmittel/bitterstoffe-warum-sind-sie-so-gesund/.
https://www.weleda.de/magazin/gesundheit/wie-bitterstoffe-unserer-verdauung-helfen?srsltid=AfmBOooLn_sPO1igdbWdJ9TKS2lpb9VA7XujmTb9hPHIMX3DJj-iVnWM
https://reformhaus.de/blogs/ernahrung/ernaehrung-ernaehrungstipps-warum-wir-bitterstoffe-brauchen
https://www.meinmed.at/gesundheit/bitterstoffe/2771
Vital und schlank mit Bitterstoffen, Holler C., Kneipp Verlag, Wien, 1. erweiterte Auflage, 2016