Rohkost essen ist ein Geschenk
Liebe Susanna,
ist das wirklich schon ein Jahr her, dass ich Dir das letzte Mal geschrieben habe? Schon wieder Weihnachten, doch Rohkostnaschereien beispielsweise habe ich noch auf keinem Weihnachtsmarkt gesehen. Da ist wohl noch Geduld gefragt, bis sich das bis dahin ausbreitet.
Gemütlichkeit und Nettigkeit in Verbindung mit Essen funktioniert also nach wie vor nur, wenn ich selbst Hand anlege, es also zu Hause schaffe.
Allerdings muss ich sagen, ich war dieses Jahr mal im Ausland im 5-Sterne Hotel mit all inclusive und es hat gut funktioniert. Ich brauchte kein Essen zubereiten und habe das genossen. Gleichzeitig war das mal wieder eine Herausforderung, denn die Buffets waren phantastisch. Allein ca. 15 bis 20 Kuchensorten allerliebst zubereitet waren eine Augenweide.
Also einen Bogen habe ich nicht darum gemacht. Im Gegenteil, ich habe diese Schönheit jeden Tag aufgenommen und mich inspirieren lassen. Ich habe Ideen für meine Rohkostküche mitgenommen und überhaupt gab das wieder einen Lustschub, Verschiedenes auszuprobieren.
Ich habe mich an den Rohköstlichkeiten erfreut und diese genossen. Zum Frühstück gab es reichlich Obst wie exzellente Guaven, Granatäpfel, Äpfel, Orangen, Bananen, Grapefruits, köstliche Sharonfrüchte und Datteln. Auch jede Menge unangemachte Salate und Gemüse standen zu jeder Mahlzeit bereit. Die Dressings ließ ich stehen und würzte mit Olivenöl oder Sesammuss, dass es glücklicherweise auch gab. Auch Oliven gab es reichlich, die mein Gemüse und meinen Salat bereicherten. Natürlich war dieses Essen dann auch mit einem phantastischen Wohlgefühl begleitet.
Ich habe also meine Augen jeden Tag an den Buffets erfreut und in Gedanken einiges umgesetzt in Rohkostgerichte. Nein, ich habe nicht gelitten. Ich habe ja auch nicht gelitten, als ich zum Korallentauchen war und ich diese Traumwelt unter Wasser sah mit ihren wunderschönen bunten Fischen und Muscheln. Also, da lief mir auch nicht das Wasser im Mund zusammen vor lauter Appetit auf die schönen Fische. Doch auch diese Pracht hat mich inspiriert. Ich nähte mir in Gedanken ein Kostüm in diesen schönen Farben. Also die Fische haben nicht meinen Speiseplan beeinflusst, doch dafür meinen Kleiderschrank. Doch in erster Linie bin ich wahrhaft versunken in diese Welt. Ich empfinde es noch im Nachgang wie einen Traum. Da hat man die Nase über Wasser und schaut in die Welt und ahnt nicht, was sich unter einem verbirgt, wenn man den Kopf nur einen halben Meter tiefer ins Wasser steckt und nach unten schaut. Plötzlich tut sich vor einem eine komplett andere Welt auf und sie ist real. Sie ist nur woanders und wir können sie ohne Hilfsmittel nicht so klar sehen und uns daran erfreuen, wie mit diesen.
Wie viele Welten es wohl gibt und wie viele kennen wir davon. In wie viele davon ist uns ein kleiner Blick vergönnt. Wie viele Welten schaffen wir uns durch unser Denken und Fühlen?
Schaffen wir uns überhaupt etwas neu oder verweben wir uns einfach mit Welten, die uns begegnen, in denen wir uns wohl fühlen, weil wir eine Ahnung davon haben, dass sie Teil von uns sind.
Da wo wir uns einlassen, das werden wir immer versucht sein, zu beschützen. Wir werden nichts zerstören wollen, wo wir fühlen, wie nah wir miteinander sind.
Doch das Einlassen ist ein Entwicklungsprozess, da dafür das Gefühl der Trennung überwunden werden muss.
Tiere sind auf der gleichen Evolutionsstufe wie wir Menschen. Man müsste meinen, es ist ein Leichtes, hier so viel Mitgefühl zu entwickeln, dass man eben keine Tiere isst, aber so ist es nicht.
Ich hatte sogar, nachdem ich es erkannt hatte und für mehrere Jahre vegetarisch lebte, plötzlich für eine gewissen Zeit wieder Fleisch gegessen. Ich fragte mich manchmal, warum das so war, doch heute ist es mir klar. Es reicht nicht, etwas zu erkennen, etwas zu wissen, etwas zu wollen usw.. Ein guter Anfang ist es, doch mehr nicht. Es muss uns irgendwann durchdringen. Wir müssen von etwas beseelt sein. Dann ist die Trennung aufgehoben. Dann ist wahre Achtung da, die nicht nur aus dem Willen kommt, sondern von ganzem Herzen. Wenn das Herz von etwas erfüllt ist, dann kann ein schwankender Kopf, nicht mehr seinen Willen durchsetzen. Der Respekt und die Achtung, die Liebe und die Hingabe sind dann so groß, dass wir für unsere Sache unser Leben geben würden.
Die Lebewesen, die uns nahe sind, wie unsere Kinder, unsere Eltern, unsere Verwandten und guten Freunde und Bekannten, die netten Kollegen und die, die wir lieben, von denen wir uns geliebt fühlen, unseren Hund, der uns zu Füßen liegt, unsere Katzen, die uns um die Beine schleichen und schmusen, unser Meerschweinchen, das wir im Bau halten, dem wir einen Namen gaben, unser Vogel, den wir im Käfig halten uns zu vergnügen und selbst die Tiere im Zoo scheinen was Besonderes zu sein. Sie sind etwas, dessen Leben und Gesundheit uns heilig ist.
Doch was ist mit dem Tier, das keinen individuellen Namen hat, außer eben Schwein, Fisch, Kalb, Pferd, Rind. Es ist den meisten nach wie vor selbstverständlich, sie zu essen und das sind keineswegs schlechtere Menschen als die, die sie nicht mehr essen. Sie sind auch nicht grausam oder haben Lust am Töten. Den meisten wäre es sogar zuwider ein Tier töten zu müssen. Sie können es als Nahrung nur ertragen und lieben es als solche, wenn es nett angerichtet auf ihrem Teller liegt oder als Wurst im entsprechenden Geschäft oder als Würstchen auf dem Rost.
Wer will es sich antun, sich mit der Seele dieser Tiere zu verbinden. Oft ist es so, dass es denen, die plötzlich kein Fleisch mehr essen, einfach passiert. Sicher, viele essen kein Fleisch aus gesundheitlichen Gründen, doch das sind die, die es auch wieder essen würden, wenn es ihnen gut geht. Doch wer seelisch berührt, wird sich im Tier erfahren und wer will sich schon selbst aufessen.
Doch das war ein kleiner Ausflug, der sich entwickelt hat. Ich hatte nicht vor, über das Tieressen zu schreiben.
Das ich vegane Rohkost esse, dafür bin ich dankbar. Ja, dankbar. Es ist ein Geschenk, es so einfach praktizieren zu können in einer Welt, die nach wie vor vom Essen von Kochkost und Tiernahrung durchdrungen ist. Irgendwann brauchte der Mensch diese Nahrung. Sie war mal eine Notnahrung, die der Mensch so kultiviert hat, dass es seine Hauptnahrung wurde. Doch unsere Körper waren nicht in der Lage, sich dieser Entwicklung anzupassen. Der Körper hat gelernt, Notprogramme zu schalten, um mit dieser Nahrung so optimal wie es in seinen Kräften steht umzugehen. Er kann vieles daraus ziehen, womit er sich erhalten kann, doch bei dieser Nahrung entstehen mehr Abfallprodukte als er auf Dauer verkraften kann. Jahrzehntelang scheint der Körper das hinzunehmen, doch irgendwann sind die Ablagerungsmöglichkeiten erschöpft. Es ist wie in einer Stadt, wo jede Menge Müll entsteht, doch die Müllabfuhr kommt nicht nach. Irgendwann kommt es zu Störungen bei den ablaufenden Prozessen. Die Bahnen sind nicht mehr frei genug für einen optimalen Transport von Nährstoffen und auch von Abfallstoffen. Hinzu kommt, dass durch das Kochen viele wertvolle Nährstoffe und die Lebenskraft sowieso zerstört werden und keine optimale Versorgung gewährleistet werden kann.
Ja, ich empfinde die Rohkost als Geschenk und vor allen Dingen, die Freude daran. Es ist ein Geschenk, diese Ernährungsweise zu praktizieren, ohne sich bedrängt zu fühlen von anders Essenden und von schönen Buffets und Angeboten.
Das soll‘s für heute gewesen sein.
Ich wünsche Dir eine schöne Adventszeit und ein frohes Fest.
Herzlichst Malina
„Die Weisen aller Zeiten haben den Einfluss der Nahrung
auf das geistige Leben erkannt und beachtet…
Das geistige Niveau des Einzelnen und ganzer Völker
ändert sich mit der Ernährung.“
Dr. Max Bircher Benner
„Die Verhütung des Unheilbaren“, F. Schwab Verlag