Antwort an Marion
Liebe Marion,
nein, Dr. Bruker lebt nicht mehr. Ich schätze seine Werke sehr, denn sie waren mir Hilfe, einen Schritt weiter in Richtung Gesundheit voranzukommen, auch wenn ich da nicht stehen geblieben bin. Er vermittelt in seinen Büchern viel Wissenswertes, was für mich eine Bereicherung darstellte. Ich erfuhr den Wahnsinn über die Milch durch ihn wie auch über den Zucker und ich las viele weitere Bücher von ihm.
Seine propagierte Körnerkost hielt ich jedoch bald für schädlich. Ich praktizierte eine ganze Weile die von ihm empfohlene Ernährungsweise mit Frühstücksfrischkornmüsli. Ich überlegte damals, ob ich die Ausbildung zur Ernährungsberaterin mache, denn ich war ja ewig immer suchend und überaus neugierig und alles was mit Ernährung zu tun hat, interessierte mich sehr.
Ich buk grundsätzlich jedes Wochenende Brot für die Woche, wo ich das in der eigenen Getreidemühle gemahlene Korn schon einer Fermentation unterzogen hatte und frühmorgens gab es eben diesen Brei. Doch ich merkte dann, dass mit den Körnern was nicht stimmen kann und auch wusste ich nichts über den Übeltäter Gluten, der Darmwände porös machen kann und für viele Allergien verantwortlich ist. Ewige Blähungen hatte ich während der Zeit, die Haut wurde immer trockener (hatte als Kind Hautexem und reagiere schnell), verschleimte Kehle, Völlegefühl, verstopfte Nase. Dann stieß ich auf das Buch von Helmut Wandmaker „Willst Du gesund sein, vergiss den Kochtopf“. Mein ganzes Inneres war sofort aufgewühlt und ich verließ, nachdem ich darin gelesen hatte fluchtartig die Buchhandlung. Auch wenn ich längst spürte, dass die Ernährung mit den Körnern für uns Menschen nicht wirklich stimmt und so sicher auch mein Inneres mich zu diesem Buch geführt hat, empfand ich das trotzdem noch als Angriff auf mein leckeres Brot, das mir ja schmeckte, nachdem ich inzwischen fast süchtig war. Manchmal habe ich den Käse gleich noch mit hineingebacken – na das war erst die Wonne. Gut, das mit dem Buch musste ich erst ein paar Tage verarbeiten. Doch es ließ mich natürlich nicht los. Später dann rannte ich fast wieder in die Buchhandlung und kaufte mir das Buch und verschlang beim ersten Mal lesen gierig jedes einzelne Wort. Es war gerade so, als wäre ich ausgehungert, genau nach diesen Botschaften gewesen. Zu Körner las ich da, dass die für Vögel sind, denn die haben einen Kropf und können diese damit auch verarbeiten. Für die Fleischverdauung sind wir physiologisch gar nicht angelegt. Fleischfresser haben einen viel kürzeren Verdauungsweg. Im Magen, der wie ein runder Sack angelegt ist, befindet sich eine bei weitem höhere Salzsäurekonzentration als bei uns Menschen und sie sondern das Enzym Urikase ab, das für die Fleischverdauung notwendig ist. Fleischfresser haben keine Hautporen wie wir, das Gebiss ist anders usw.. Natürlich isst der Mensch alles. Er erlaubt sich ja überhaupt fast alles, doch das heißt nicht, dass er das sollte und dass es gut für ihn ist und es heißt auch nicht, dass er alles kann. Wieviel Übel die Harnsäure im Körper anrichten kann, weil der Körper gar nicht in der Lage ist mit den Mengen umzugehen, davon kann so mancher ein Liedchen singen. Nur das hört sich dann meist nicht so fröhlich an.
Alles, was ich las, war mir logisch und verständlich und ich konnte alles annehmen.
Beim zweiten Mal las ich es schon ruhiger und beim dritten Mal wusste ich für mich - Rohkost ist die Ernährung, die richtig sein muss und beschloss, diese gleich auszuprobieren. Drei Wochen später hatte ich das Gefühl, durch meine Adern fließt frisches Blut. Nach einigen Monaten der Rohkosternährung meldete ich mich beim Lebenskunde Verein Ritterhude zum Fernstudienlehrgang über die Natürliche Gesundheitslehre an.
Die folgenden Jahre aß ich 100 Prozent Rohkost. Meine Familie ernährte sich „normal“ weiter bzw. so, wie sie es für sich stimmig empfunden haben. Sie waren ja keine kleinen Kinder mehr, die automatisch und unkompliziert den Eltern noch nachahmen.
Eine meiner Töchter aß dann mal 3 Wochen Rohkost mit und war zwar begeistert, weil sie abgenommen hatte, doch sie wollten das nicht dauernd. Ich kann das verstehen, denn damals aß ich keine so genannte Gourmet- Rohkost, die vielleicht verlockender gewirkt hätte. Davon wusste ich gar nichts. Doch das Schicksal wollte, dass ich trotz der nach wie vor inneren Überzeugung, die ich hatte, der Rohkost wieder den Rücken kehre. Das war auch stimmig für mich. Das kann ich nicht anders sagen. Diese Jahre wollte ich nicht missen. Wenn ich daran denke, ich hätte da beispielsweise im Duddel in Köln oder im Storch zur Dichterlesung nicht auch meinen Rotwein getrunken, dann hätte das irgendwie zu der Zeit und meinem Empfinden nicht gestimmt. Es war eine Lebensphase, wo andere Erfahrungen für mich angesagt waren.
Heute würde es stimmen, weil ich selbst eben einfach auch nochmal durch viele Prozesse gegangen bin. Sowas hat ja auch immer was mit einem gewissen Gruppenzwang zu tun, der in uns eingeprägt ist und wir uns unbewusst an etwas anpassen ohne danach zu fragen, ist es das, was ich wirklich will und was mir gut tut. Der Gruppe, in der wir uns wohl fühlen, neigen wir dazu uns anzupassen. Doch das resultiert oft einfach aus Gewohnheit und weil wir das Zugehörigkeitsgefühl lieben.
Also, ich kann heute überall sein und mich auch wohl fühlen, wenn ich nichts mache so wie andere. Ich lehne niemanden ab in seiner Lebensweise und so fühle ich mich in meinem Inneren auch nicht abgelehnt. Man akzeptiert einfach einander, ohne dass der eine den anderen zu bekehren versucht.
Es ist einfach normal, so wie es ist. Wenn es jemand nicht versteht und damit nicht klar kommt, dass ich nur Rohkost esse, dann leide ich nicht. Es ist dann eher Mitgefühl, das man für den anderen hat, weil man es auch irgendwie verstehen kann. Trotzdem tut man selbst nichts mehr, was man nicht selbst wirklich will.
Jedenfalls hat das Schicksal mich dann über Krankheit wieder in die Rohkost regelrecht gestoßen. Wobei ich heute sagen muss, dass ich innerlich weiß, dass der geistige Teil in mir diese Krankheit erzeugt hat, damit ich wieder Rohkost esse. Es ist nämlich so, dass diese Ernährung nicht nur positive Auswirkungen auf unseren physischen, grobstofflichen Körper hat, sondern besonders auf unseren feinstofflichen Körper. Wir sind in erster Linie spirituelle Wesen und unsere Spiritualität und auch unsere Kreativität kann einfach besser, klarer und reiner zum Ausdruck kommen, wenn wir reine unverfälschte Nahrung essen.
Es heißt nicht umsonst, dass der Körper der Tempel der Seele ist. So müssen wir uns eben auch kümmern, dass die Seele sich darin wohlfühlt, denn wir sind nicht hier des Körpers wegen, sondern haben den Körper der Seele wegen.
Und wie oft isst jemand ein Stück Torte und hat gleichzeitig Angst, dass er davon dick wird oder dass das für seinen Blutzuckerspiegel nicht gut ist oder schlägt sich drei Eier in die Pfanne und hat gleichzeitig Sorge um seinen Cholesterinspiegel. Dann denken viele schon, während sie Weihnachten den Gänsebraten essen und Stollen und Plätzchen und Süßigkeiten im Übermaß an die Diät, die sie dann im Januar machen wollen oder haben schon den Termin für die Fastenkur festgelegt. Da kann man doch am Ende auch wieder nur halb genießen und nicht wirklich eintauchen in das was man tut. Denn auch ins Essen sollte man eintauchen, wenn man isst und sich vollkommen im Einklang fühlen. Das kann also nicht gut gehen. Wir sollten nur Lebensmittel essen, bei denen wir bis aufs Mark spüren, dass die gut für uns sind und auch in dem jeweiligen Moment, damit wir nicht schon während des Essens psychische Belastungen und damit Stress aufbauen, was einen zusätzlichen Säureschub zur Folge hat und auch die Bereitstellung der Verdauungssäfte hemmt.
Da stand ich nun mit dem Wunsch wieder Rohkost zu essen und mein damaliger Mann, mit dem ich inzwischen verheiratet war, war sofort dafür. Auch er wollte von der Kochkost weg. Wunderbar!
Es waren inzwischen Jahre vergangen, seitdem ich mich nicht mehr damit weiter beschäftigt hatte und dann nach den Jahren fiel mir auf, was für eine Bewegung sich da inzwischen entwickelt hatte. Wenn ich daran denke, dass ich dankbar war über jedes Buch, das ich während meiner Ausbildung in den Neunziger Jahren erworben hatte zusätzlich zu der Studienliteratur und froh war, dass es die gab, fand ich nun im Internet, was da für eine Erweiterung stattgefunden hat. Ich war begeistert! Dann stieß ich irgendwie auf Urs Hochstrasser mit seiner Gourmetrohkost. Ich war begeistert und wusste, genau das ist es jetzt für mich. Ich praktiziere die völlige Rohkosternährung seit fast sechs Jahren wieder, doch dieses Mal die Gourmetrohkost. Das stimmt für mich auch seelisch rundum. Es war eben jetzt und nicht mehr damals. Ich hatte auch damals mir schöne Salate angerichtet, doch das war alles viel einfacher und viel mehr Monokost und es ist von der reinen Betrachtung der Physiologie des Menschen gesünder und angepasster. Doch jetzt, wo ich von der Gourmetrohkost wusste, wollte ich das so.
Ich muss hier auf nichts verzichten und im Gegenteil, meine Kreativität kann ich hier weiter entfalten. Rohkosternährung ist Herausforderung und Freude zugleich. Wenn ich daran denke, dass ich immer gerne Mohnkuchen aß und nun machte ich mir eben Gedanken, wie ich meinen geliebten Mohnkuchen in die Rohkost transportiere. Das Seminar beim Urs und Rita Hochstrasser war mir da ein wahrer Steigbügel, denn er sagte etwas, das mir sehr gefallen hat. Es geht ihm nicht darum, Rezepte zu vermitteln, sondern das Prinzip der Gourmetrohkostzubereitung soll verstanden werden. Das war genau mein Ding. Meine Blicke und mein ganzes Wesen haben das aufgesogen, was er da macht und es war eine Lust dabei zuzusehen, wie er da steht und die schönsten Gerichte zauberte.
Ich fühle mich mit der Rohkosternährung völlig verschmolzen und empfinde sie nur als Geschenk und Bereicherung meines Lebens.
…Liebe Marion, das war gar nicht meine Absicht, so weg zu schweifen. Doch das rutschte jetzt so aus mir raus.
Dr. Bruker ist gestorben, doch sein Wissen nicht. Er hat viele Bücher geschrieben, die vollgepackt mit wertvollem Wissen sind. Es lebt in vielen fort. So auch das Wissen, der vielen Pioniere der natürlichen Gesundheitslehre, die einen Teil ihres Wissens in Büchern festgehalten haben, wofür ich sehr dankbar bin. Ich verehre diese Leute sehr! Auch wenn heute viele neue Erkenntnisse dazu gekommen sind, so bleiben diese doch wertvoll. Es unterliegt eben alles einer Entwicklung und Reife und wir auch. Auch wir bleiben Lernende und machen immer wieder neue Erfahrungen. Doch es ist was Schönes, danach zu streben, sich doch körperlich, seelisch und geistig immer weiter zu veredeln. Das ist nun mal unsere menschliche und seelische Bestimmung, uns zur Blüte zu bringen.
Liebe Grüße
Malina