Ist es Abhängigkeit

 

„Ist es wirklich Abhängigkeit?

Als meine Familie auf Rohkost umstieg, war ich erstaunt, wie schwer es mir selbst fiel, diese Ernährungsweise strikt durchzuhalten, vor allem in den ersten zwei Wochen. Zuerst dachte ich, mein Verlangen nach gekochten Speisen resultierte einfach aus meiner Vorliebe für Hausmannskost. Meine Sehnsucht nach Gekochtem hielt etwas zwei Monate an, dann vergaß ich allmählich, daß es sowas wie gekochte Delikatessen gibt und fand mich mit der neues Ernährungsweise meiner Familie ab. Mein Mann fühlte sich ebenso gepeinigt wie ich, und auch bei ihm dauerte es zwei Monate, bis er sich an die Rohkost gewöhnt hatte. Bei unseren Kindern schien der Umstieg von gekochter auf rohe Nahrung rascher und reibungsloser vor sich zu gehen als bei uns.
Später, als ich Rohkost-Kurse zu halten begann, erfuhr ich, daß den meisten Menschen der Wechsel zu Rohkost nicht leicht fällt. Es schien da einen Widerspruch zu geben. Auf der einen Seite bestand ein großes Interesse daran, etwas über Rohkosternährung zu lernen. Dafür sprach, daß meine Kurse stets voll belegt waren. Auf der anderen Seite gestanden mir meine Kursteilnehmer, daß es für sie eine erstaunliche Herausforderung darstellte, der Rohkost auch nur ein oder zwei Tage lang treu zu bleiben. Das widersprüchliche Feedback, auf das ich immer wieder stieß, bestand darin, daß die Leute es zwar zu schätzen wußten, wie sie sich fühlten, solange sie ausschließlich Rohkost aßen – energievoll und verjüngt, besser als je zuvor -, es aber trotzdem nicht schafften, bei dieser Ernährungsweise zu bleiben, da sich bei ihnen sofort wieder ein starkes Verlangen nach gekochter Nahrung einstellte…..
Eines Tages lud mich mein Freund Garry zu einer seiner Zusammenkünfte der Anonymen Alkoholiker (AA) ein. Ich war nie zuvor bei einem AA-Treffen gewesen, und ich war zutiefst berührt von der Aufrichtigkeit der Teilnehmer, wenn sie über ihre Abhängigkeit sprachen. Bei diesem Treffen kam mir plötzlich die Idee, die Vorliebe für gekochte Speisen könne vielleicht eine Sucht sein. Klar, wenn gekochte Nahrung nicht anhängig machen würde, würden die Leute sie ja vielleicht manchmal vergessen und einen oder zwei Tage nur von Rohkost leben. So etwas aber kommt nie im Leben vor, es sei denn, man hat sich im Wald verirrt, oder es geschieht etwas ähnlich Dramatisches. So wie es bei einem Raucher keinen Tag ohne Zigaretten gibt, so verspüren Leute, die es gewohnt sind, gekochte Nahrung zu essen, auch täglich das Bedürfnis nach wenigstens etwas gekochter Nahrung. Kein Wunder, daß die meisten Menschen denken, gekochte Speisen seinen für die menschliche Gesundheit unerläßlich.
Nach all diesen Überlegungen ging ich in die Stadtbücherei und ließ mir etwa dreißig Bücher über Abhängigkeit bringen. ……….Ich erfuhr, daß Menschen, die an Abhängigkeit leiden, daß unwiderstehliche Bedürfnis verspüren, eine bestimmte Substanz zu sich zu nehmen, obwohl sie sich über die schwerwiegenden körperlichen oder seelischen Folgen im klaren sind. Ich fand heraus, welches die drei Hauptsymptome für Abhängigkeit sind:
- Man leugnet, daß man ein Problem hat
- Man hat das Gefühl, die Substanz zu brauchen, um normal funktionieren zu können
- Man nimmt zuviel davon zu sich (Alkohol, Nahrung, Tabak und anderes)
…Nun verstand ich, weshalb mir der Umstieg auf Rohkost so schwer gefallen war. Ich begriff, daß ich nicht deshalb gelitten hatte, weil ich Rohkost aß, sondern weil ich keine gekochten Speisen mehr aß. Und mein Verlangen nach gekochter Nahrung war nichts anderes als eine Entzugserscheinung gewesen.“ S.90-93

Victoria Boutenko
aus
„Die Vitalrohvolution“
Omega-Verlag


Anmerkung von mir:

Wenn das Essen von gekochter Nahrung keine Sucht wäre, sondern ein körperliches Bedürfnis, würde das Verlangen danach nach der Umstellung ja nicht verschwinden und es verschwindet tatsächlich!

Wer 100ig Rohkost isst, hat es mit Sicherheit entschieden leichter, als viele, die sich angeblich auf 80 % eingeschworen haben.
Der Organismus kann sich gar nicht wirklich umstellen und wahrscheinlich bleibt dieses permanente Verlangen nach Kochkost, die man sich dann zwar nicht immer gönnt, sondern es als Belohnung fürs Durchhalten sieht. Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht.
Ich denke, eine Sache ganz zu machen ist immer einfacher und besser als halb.
Der Gaumen ist sonst wie ein kleines in die Sucht geführtes Kind, das denkt, ich muss nur lange genug drängeln und dann wird er schon wieder mir geben, was ich will.
ATERHOV schrieb mal an einer Stelle, dass wer auch nur einen Happen Gekochtes im Monat isst, soll sich nicht Rohköstler nennen, denn das würde genügen, um die kranken Zellen am Leben zu erhalten.
Doch jeder muss seinen individuellen Weg finden und herausfinden, womit er am besten klar kommt mitsamt seinem Lebensumfeld und seiner Lebenssituation.
Auch gilt erstlinig zu spüren, was die Seele wann will und braucht. Wir sind als Geschöpfe so umfassend, dass es das Gefährlichste ist, starre, kopfgesteuerte Regeln zu befolgen und nicht das, was die Seele wünscht zu leben und zu erfahren.

 

rohköstlich - vegan - laktosefrei - glutenfrei

 

 

 

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