Fasten des Herzens

 

„Das Beste, was m.E. jemals über Ausbildung und Eignung zum Seelenarzte geschrieben worden ist, fand ich in Tschuang-Tses „Reden und Gleichnisse“…
„Yen-Hui fragt nach dem Weg, um zu helfen. Kong-Fu-Tse sagt ihm: „Du kennst wohl das Fasten des Opferbrauches, aber nicht das Fasten des Herzens. Übe Einheit. Du hörst nicht mit den Ohren, sondern mit dem Verstande; nicht mit dem Verstande, sondern mit Deiner Seele. Aber lasse das Hören bei den Ohren innehalten. Lasse die Arbeit des Verstandes bei ihm selbst innehalten. Dann wird die Seele ein abgelöstes Wesen sein, das den Dingen mit seiner durch kein Tun geschiedenen Einheit antwortet. In solch einem abgelösten Wesen allein kann Tao wohnen. Und dieser Zustand der Ablösung ist das Fasten des Herzens.“ S.129


Dr. Max Bircher Benner
aus
„Vom Werden des neues Arztes“
Wilhelm Heyne Verlag in Dresden 1938

 

Anmerkung von mir:

Der neue Arzt ist der Arzt, der im Sein lebt, ungebunden an ein Ego, an ein Ich,  ungebunden an Erlertem, ungebunden an Vorgaben, ungebunden an Moral, ungebunden an Rollen, ungebunden an seinem Verstand.... und doch ist er wissend und weise, alles durchdringend und erfassend, wahrnehmend und wirkt helfend und heilend. Der neue Arzt ist durschauend und berührend. Er ist da! Es ist der Mensch, den er wahrnimmt als Ganzes und seine Rolle im Ganzen. Er ist urteilsfrei, sieht in allem das Göttliche, den Sinn und den Zusammenhang. Er erhebt den Patienten zu sich,   in die Wahrheit und lässt ihn erkennen, weil er ihn nicht unter sich stehend sieht, sondern nur belastet durch Disharmonie.  Er hilft, dass der Weg frei gelegt wird und Heilung geschehen kann.

Der neue Arzt ist angstfrei vor Ansehens- und Rollenverlust.
Er strebt kein Haben kann, denn er ist erfüllt. Er hat das Bewusstsein der Masse durchschaut und erfahren und sich davon befreit, befreit von dem, worauf alle gleich reagieren ohne das Ganze zu sehen und zu überblicken. Er unterstützt den Selbstheilungs- und Selbsterkennungsprozess. Er ist im Kontakt mit der Seele des Patienten und auf der Ebene empfängt er auch die beste Behandlung für ihn.
Der neue Arzt ist selbst geheilt von seinem niederen Ego, das sich über andere erhebt. Er ist frei von Ängsten vor  Krankheit. Für ihn gibt es keine unheilbaren Krankheiten und dieses hoffnungsvolle Wissen überträgt er auf die Patienten. Er spricht keine lapidaren Todesurteile aus oder gibt an, wieviele Jahre noch jemand zu leben hätte aufgrund, weil eben schon andere bei der Krankeit nach zwei Jahren tot waren. Er setzt im Bewusstsein des Patienten keine tickende Todesuhr in Gang. Er erhebt die Menschen ins Bewusstsein von Gesundheit, auf die Ebene, wo Gesundung geschieht. Er schenkt Hoffnung und reißt den Patienten in seinem Gemütszustand nicht tiefer herab.

Er putzt mit seinem Sein die Seelen rein, wie die Sonne das Eis bricht, das sie berührt und alles zum Fließen kommt.
Der neue Arzt ist lebendes Beispiel für seine Patienten.

 



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